Das kleine Städtchen Jerome ist ein ganz besonderer Ort. Mit seinem rauen, bergigen Charme passt er so gar nicht in das Bild, das man landläufig von einer Stadt im Wilden Westen vor Augen hat. Statt dem üblichen schachbrettartigen Grundriss ist Jerome an einem steilen Hang des Cleopatra Hill gewachsen, an den es sich mit engen und kurvigen Straßenzügen schmiegt. Damit genießt die 500-Seelen-Ortschaft, die komplett unter Denkmalschutz steht, einen gewissen Kultstatus.

Zu verdanken hat Jerome seine Existenz den reichen Vorkommen an Kupfer, Silber und Gold in den Black Hills zwischen Sedona und Prescott. Der Abbau nach industriellen Maßstäben begann in den 1870-er Jahren, wobei schon die Ureinwohner der Region seit jeher Bodenschätze suchten und nutzten. Die Nachricht von den Goldvorkommen zog alsbald Glücksritter in die Region, die vom großen Reichtum träumten, und in deren Gefolge Kaufleute, Prostituierte und zwielichtige Gestalten, die ebenfalls einen schnellen Reibach im Sinn hatten. So wuchs Jerome nicht nur rasant, sondern gelangte bald zu dem Ruf als einer der verruchtesten Städte des Westens.

Schlendert man heute durch die Straßen, was angesichts steiler Steigungen ziemlich anstrengend sein kann, spürt man noch immer den Hauch dieser Vergangenheit und gleichzeitig Aufbruchsstimmung. Denn in Jerome hat sich eine Szene aus Künstlern und modernen Abenteurern etabliert, die ihresgleichen sucht. Die frühere Schule der Stadt beherbergt zum Beispiel das Jerome Art Center, in dem sich rund 30 Künstler verwirklichen. In Galerien kann man nach ausgefallenen Kunstgegenständen stöbern, und Verkostungsräume bieten Weine aus der Gegend zum Probieren an. Tatsächlich ist Weinanbau ein neuer Wirtschaftszweig der Region, der den Bergbau würdig ersetzt. So blieb Jerome denn auch das Schicksal der meisten anderen Minenstädte erspart, die von der Bildfläche verschwunden sind oder als Geisterstadt ihr Dasein fristen.

Der langjährigen Bergbautradition, die die Gegend nachhaltig prägte, begegnet man noch heute auf Schritt und Tritt. Überall in und um Jerome zeugen Relikte von der anfänglich mühevollen Handarbeit bis zur später in industriellem Maßstab durchgeführten Rohstoffgewinnung bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Waren die hiesigen Kupfervorkommen doch die größten der USA und die United Verde Mine eines der bedeutendsten Bergwerke des Landes. Es war der Tagebau, der das Landschaftsbild am Cleopatra Hill nachhaltig prägte. Riesige Terrassen lassen die enormen Ausmaße des einstigen Tagebaus erkennen.

Der Jerome State Historic Park umfasst das mondäne Anwesen des damaligen Minen-Moguls James Douglas oberhalb seines Bergwerks. Das Herrenhaus im Adobe-Stil aus dem Jahr 1916, das zu den pröchtigsten Bauwerken dieser Art in Arizona zählt, steht unter Denkmalschutz. Zu dem Park gehört auch ausgestellte Minen-Ausrüstung, die einst hier in Gebrauch war. Dazu gehört der Audrey Headframe vor den Toren des Parks, das einzige heute noch existierende hölzerne Fördergerüst Arizonas.

Oberhalb der Stadt befindet sich mit der Gold King Mine Ghost Town eine Ansammlung historischer Gegenstände und Bauwerke. Sie erweist sich bei genauerem Hinsehen aber leider als Touristenfalle.

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