Die historische Stadt Tombstone im Süden Arizonas ist nicht nur ein Inbegriff für den klassischen Wilden Westen. Sie ist ein Ort, an dem Geschichte fassbar ist und wirkt wie ein einziges großes Freiluftmuseum. Wenn man so etwas wie ein Zeitreise unternehmen möchte, gibt es kaum einen besseren Ort als Tombstone.

Da ist einmal die Allen Street, in der historische Kutschengespanne ihre Bahnen ziehen. In gemächlichem Tempo lassen sich Besucher bei zwei Pferdestärken chauffieren und die historischen Fassaden an sich vorübergehen. Auf diese Weise erhält man einen ersten Überblick, wo sich ein näheres Hinsehen lohnt. Der Möglichkeiten dazu gibt es viele. Denn hinter den überdachten und hölzernen Bürgersteigen verbergen sich kleine Cafés, Geschäfte und was sonst noch zum Verweilen einlädt.

Der gesamte historische Bereich rings um die Allen Street steht als Tombstone Historic District unter Denkmalschutz. Tombstone gilt als eines der besterhaltenen Beispiele für den Städtebau im amerikanischen Südwesten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben den typischen Häuserfassaden sticht das einstige Gerichtsgebäude hervor. 1822 im viktorianischen Stil errichtet, beherbergt es heute ein Museum zur Stadtgeschichte und ist das Herzstück des Tombstone Courthouse State Historic Park. Eine Straßenecke weiter lässt sich im Rose Tree Museum einer der größten und ältesten Rosenstöcke der Welt bewundern. 1885 gepflanzt, hat die Rose mittlerweile einen Stammumfang von fast vier Metern und erfreut dank des günstigen Klimas der Region bis heute mit ihren Blüten.

Doch damit nicht genug: Die Besucher können sich anhand von Aufführungen erleben, welche martialischen Szenen sich damals mitunter in den Straßen Tombstones zutrugen. Im O.K. Corral schlüpfen Schauspieler alltäglich in die Rollen des berühmten Wyatt Earp, seiner Brüder und Doc Holliday. Mit anderen Protagonisten stellen sie den langwährenden Kampf gegen Banditen nach, der in einer wilden Schießerei gipfelt. Das nur 30 Sekunden währende Feuergefecht am 26. Oktober 1881 diente als Vorlage für etliche Westernfilme.

Zwei Blocks weiter grüßt das Bird Cage Theater. Es galt einst als einer der womöglich ruchlosesten Orte der Stadt. Neben Aufführungen und anderer Unterhaltung floss Alkohol reichlich und wurde gepokert, während das Etablissement auch als Bordell diente. Man sagt, dass es hier spuken würde. Wie dem auch sei, die alten Gemäuer könnten auf jeden Fall unzählige Geschichten mitteilen. Am Rande des historischen Stadtkerns kann man dann noch mehr erleben. Zum Beispiel im Old Thombstone Western Theme Park, wo es allerdings eher touristisch zugeht. Authentischer ist dagegen die Tour in die benachbarte Good Enough Silver Mine. Unter Tage kann man den Silbervorkommen, denen die Stadt ihre Existenz und ihren Reichtum verdankt, im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen.

Wie so viele, entstand Tombstone, nachdem man wertvolle Bodenschätze fand, im hiesigen Fall Silber. Das war in den 1870-er Jahren, und es vollzog sich ein rasanter Aufschwung. Zu der Zeit war Tombstone die am schnellsten wachsende Boomtown im gesamten Südwesten. Doch der Hype hielt nur kurze Zeit und war gefolgt von einem ebenso rapiden Niedergang. Die Tatsache, dass die Stadt Sitz des Cochise County war, wovon noch heute das einstige Gerichtsgebäude zeugt, bewahrte Tombstone davor, als Geisterstadt zu enden. Erst 1929 wurde die Kreisverwaltung in das wenige Meilen südlich gelegene Bisbee verlagert.

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